Leder und seine Gerbarten

 

Leder

ist die von Haaren, Federn sowie vom Unterhautbindegewebe befreite und gegerbte tierische Haut. Die Gerbung ist eine dauerhafte Konservierung des aus verderblichen Eiweiß bestehenden Hautmaterials. Leder unterscheidet sich von ungegerbter Haut dadurch, dass es bei längerer Einwirkung von Feuchtigkeit nicht fault, im trockenem Zustand nicht hornartig wird und durch die Einwirkung von heißem Wasser nicht in Leim übergeht.

Leder gehört zu den ältesten Kulturgütern und seine Herstellung zu den ersten handwerklichen Tätigkeiten des Menschen. Das ungenießbare Fell der erlegten Tiere wurde als Körperschutz gegen Kälte, als Fußschutz oder Liegematten verwendet. Lederriemen dienten  als Verbindung an Werkzeugen.

Die älteste Gerbarten des Leders waren die Behandlung der Häute mit Fett und Hirn der getöteten Tiere und das Räuchern. Diese beiden Gerbarten vermutet man schon in  der älteren Steinzeit (ca. 8000 v.Chr.).

Für die jüngere Steinzeit und Bronzezeit wird eine vegetabile Gerbung mit Blättern und Rinden oder Mineralgerbung mit Alaun angenommen.

Älteste Hinweise auf die Lederherstellung findet man in Mesopotamien, Babylon und Assyrien auf bildlichen Darstellungen und in Keilschrift-Texten. Lederfunde gehen dort auf 3500 v.Chr. zurück. In Mesopotamien wurde vermutlich mit Fett, Mehl, Alaun und Galläpfeln gegerbt.

In Ägypten waren schon um 3500 v.Chr. zwei Gerbarten bekannt: die Fettbehandlung und das Einlegen in Abkochungen von Akazienschotten. Die Ägypter haben auch schon Leder mit Hilfe von Schildläusen rot und mit Granatapfelschalen gelb gefärbt.

In Griechenland und Rom benutzte man zum Gerben Fette, gerbstoffreiche Pflanzenteile und Alaun.

In Sibirien wurde Leder nicht nur aus Fellen sondern auch aus Fischhäuten hergestellt.

Bei den Mongolen gab es Rüstungen aus Leder, zu dessen Herstellung handbreite Lederstreifen mit Erdpech verklebt und mit Lederriemen verbunden wurden.

Gerbarten:

Loh- oder Rotgerberei - Verwendung von Pflanzenteilen, als gerbendes Material werden Pflanzenstoffe (Rinden-, Holz-, Blatt-, Früchte- oder Wurzelgerbstoffe) angewendet. Die Vegetabilgerbung ist ein sehr langwieriger Prozess. Die Häute werden zusammen mit den Pflanzenteilen und Wasser in Gruben eingelegt und von Grube zu Grube in immer stärker konzentrierte Gerberlohe gebracht. Nach ca. 12 Monaten sind die Häute fertig gegerbt. Pflanzlich gegerbtes Leder zeichnet sich durch seine hohe Festigkeit aus.

Alaun- oder Weißgerberei - Verwendung von Alaun als Gerbungssubstanz  (Kaliumaluminium- oder Aluminiumsulfat) verwendet. Die Häute werden in einem Fass mit Alaun und Kochsalz einige Stunden bewegt und nachher mit Soda neutralisiert. Diese Art der Gerbung ist nicht sehr beständig und gegen Wasser empfindlich.

Chrom- oder Mineralgerberei - Verwendung von Chromsalzen, eine moderne Art der Gerbung mit Chromsalzen, die erst Mitte 19 Jhd. erfunden wurde.

Sämisch- oder Ölgerberei - Verwendung von Fetten, hierzu werden die Häute mit Tran geknetet und zum Reifen übereinander gestapelt. Die Sämischgerbung ergibt weiche, geschmeidige Leder.

Rauchgerbung - die Häute werden über rauchendes Feuer gehängt